Wissenswert & Interessant:
Die Atmosphäre in den Kursen ist gleichermaßen von Ernsthaftigkeit und Heiterkeit geprägt – schließlich versuchen wir, das ‚Kind in uns‘ wieder zu beleben! Das inhaltliche und konzeptionelle Vorgehen bleibt für Außenstehende häufig verborgen und unverständlich. Die vorgestellten Aufgaben und Übungen leben von einer ‚inneren Mitarbeit‘ und sind so mannigfaltig, spannend und z. T. so kurios, dass man sich fragt, was dies nun mit Radfahren zu tun haben soll. Doch der Erfolg gibt uns Recht!
Das Alterspektrum reicht(e) von Kindern und Teenagern bis zum 93-jährigen Senior, der Altersschwerpunkt liegt jedoch deutlich zwischen 40 und 60 Jahren. Über 90 Prozent sind Frauen, der Anteil der ausländischen Mitbürger*innen ist von Kurs zu Kurs unterschiedlich. Ebenfalls regelmäßig mit von der Partie sind Menschen mit geistigen Behinderungen, für die das Radfahren unmöglich schien, die nun aber alle der Kunst des Radelns mächtig sind.
Die Ursachen und Gründe, weshalb die Betroffenen bisher nicht Radfahren lernen konnten oder durften sind vielfältig – ein auch heute noch genannter Grund ist allerdings die Nachkriegszeit, in der wegen großer Not Fahrräder und Zeit zum Lernen nicht vorhanden waren. In den Kursen für Frauen mit Migrationshintergrund liegen die Gründe offener: Hier sind es gesellschaftliche Ursachen, die in erster Linie jungen Mädchen das Erlernen des Radfahrens unmöglich machten.
Viele Teilnehmer*innen kommen eingeschüchtert in die Kurse, weil sie im Vorfeld die Meinung der Mehrheit – Radfahren sei doch ganz einfach – für wahr gehalten haben. Diese Meinung ist nicht nur dumm und arrogant, sie stellt auch vorsätzlich alle diejenigen ins Abseits, die nie Gelegenheit hatten, sich den Drahtesel zu erobern.
Vielen Teilnehmer*innen gemeinsam ist, dass sie glauben, die einzige zu sein, die nicht oder nur sehr unsicher Fahrrad fährt. Die Erfahrung, nicht allein dazustehen und die Tatsache, im Kurs unter Gleichgesinnten zu sein, ist wichtiger Bestandteil auf dem Weg zur/m Radfahrer*in.